
30000 Kilometer südwärts
Vier Münchner wollen mit ihren Rädern die ganze Westküste
Amerikas abfahren
Von Felix Berth
Mag sein, dass der Weg das Ziel ist. Aber muss es unbedingt dieser Weg sein? 30000
Kilometer lang, vom verregneten Norden der USA durchs stickig-sumpfige Mittelamerika
bis runter ins windige Patagonien. 30000 Kilometer auf dem Fahrrad, 15 Monate lang.
Ein ewiges Strampeln, Hecheln, Fluchen: Kanada, USA, Mexiko, Guatemala, El Salvador,
Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru, Chile. Warum nur, fragt man
sich, wollen vier Münchner in ein paar Tagen zu dieser Tour aufbrechen? Nicht
wegen der schönen amerikanischen Landschaften, gesteht Bernd Hein: "Ursprünglich
wollten zwei von uns mit dem Fahrrad nach Asien, einer wollte Afrika umrunden, eine
wäre lieber durch Europa gefahren." Die Gruppe einigte sich auf Amerika -
was auch schon darauf hindeutet, dass die vier eine ziemliche Kompromissfähigkeit
mitbringen. "Wir kennen uns seit sieben Jahren", sagt Kerstin Fischer, "wir
waren auf langen Bergtouren und können viel miteinander aushandeln."
Entstanden ist der Plan vor ein paar Jahren am Wirtshaustisch. Kerstin, Bernd, Elisabeth
und Benedikt kamen aus dem Kino, wo sie "Sieben Jahre in Tibet" gesehen hatten.
Einer von ihnen sinnierte danach in der Kneipe, dass man doch dorthin radeln könnte:
"Mit dem Fahrrad nach Tibet, das wär's." Die drei anderen Zecher erklärten
ihn nicht für verrückt, sondern träumten weiter: Ein Jahr lang raus
aus dem komfortablen München, raus aus dem Job, rein in eine fremde Welt. Ein
Jahr lang die Betriebsblindheit ablegen, die jedem Menschen den Blick trübt, wenn
er immer auf die gleiche Umgebung glotzt. Das war am 6.Januar 1998. Der Plan war in
der Welt
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Die Deutsche Presse-Agentur hat uns am 3. Mai 2001 mit einer Nachricht erschüttert,
die uns in arge Zweifel stürzt, ob eine lange Fahrradtour ohne Probleme mit einem
Auftritt im Internet zusammen gespannt werden kann:
Rund ein Drittel der Deutschen würden lieber auf ein Fahrrad verzichten
als auf einen Computer. Der Computer gehöre heute zur Wohnung wie Kühlschrank
und Waschmaschine, meinen 63 Prozent der Bundesbürger. Das ergab eine von der
Computerzeitschrift MAC UP (Hamburg) beim Forsa-Institut in Auftrag gegebene
Umfrage, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
32 Prozent der Befragten vergleichen Computer sogar mit Menschen: Manchmal nerven
sie, aber meistens hat man sie gern. Vor allem die Jüngeren - 50 Prozent
der Befragten zwischen 14 und 29 Jahren - finden allerdings, dass Computer zu langweilig
aussehen und nur wenige ein schickes Design hätten. Nur neun Prozent der Bundesbürger
wünschen sich die alte Schreibmaschine zurück. Für die Umfrage wurden
mehr als 1000 Bundesbürger befragt.
Wir erklären hiermit: An dieser Untersuchung haben wir nicht teilgenommen.
Wir lieben unsere Fahrräder, auch, weil man auf Computern nicht radeln kann. Wir
lehnen Computer nicht ab, verweigern jedoch jeden Vergleich zwischen den Geräten.
Computer sind anders, Fahrräder auch. |
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